Seit ein paar Tagen singt bei mir im Garten ein Teichrohrsänger. Das lustige Kratzen und Schnarren macht richtig gute Laune, stimmt mich aber auch etwas traurig: es gibt hier nämlich überhaupt kein Wasser und weit und breit kein Schilf, hier ist also überhaupt kein geeignetes Habitat für Teichrohrsänger. Offensichtlich musste er flüchten, weil irgendwo sein angestammter Platz trockengelegt wurde, und ist nun in Wittnau gelandet.

Ähnliches ist in Ihringen passiert: An einem kleinen Rückhaltebecken haben in den letzten Jahren immer 4 bis 5 Teichrohrsängerpaare gebrütet. Letztes Jahr wurde dann im Mai, während die Teichrohrsänger schon brüteten, das Schilf radikal zurückgeschnitten. Außerdem wurde ein Teil der angrenzenden Böschung, auf der viele verschiedene Wildpflanzen gedeihen, ebenfalls abgemäht. Das Nahrungsangebot für die Teichrohrsänger, die hier eifrig Insekten einsammeln, wurde so um mindestens ein Viertel verringert. Nachdem das dieses Jahr schon wieder passiert ist, kann ich dieses Jahr nur noch 2 Brutpaare zählen.

Dieses kleine Rückhaltebecken ist kein Naturschutzgebiet, aber es ist (war?) ein kleines Biotop. Es wird nicht wirtschaftlich genutzt, doch trotzdem wird rundum zu beiden Seiten des Weges, der rings um den Tümpel führt, ein zwei Meter breiter Streifen radikal z.T. bis unter die Grasnarbe abgemäht. Es soll ja schließlich „ordentlich“ aussehen.

Durch solch bestenfalls ahnungs- und achtloses Verhalten wird der knappe Lebensraum vieler Tier- und Pflanzenarten sinnlos noch weiter eingeschränkt. Außerdem wird Benzin verbraucht, also CO2 freigesetzt, um CO2-Speicher zu verkleinern. Und das alles nur wegen unseres vorgestrigen preußischen Ordnungswahns, weil kurz geschorenes Gras schöner sein soll als eine bunte Wiese mit vielen Insekten und Vögeln?

Nicht nur Teichrohrsänger haben es immer schwerer, ein geeignetes Brutgebiet zu finden. Dank meiner Futterstellen gibt es hier und in der näheren Umgebung inzwischen viele Vögel. Offensichtlich hat das fröhliche Gezwitscher auch „meinen“ Teichrohrsänger angelockt. Ich hoffe sehr, dass er ein Weibchen findet und mit diesem noch einen passenden Ort, an dem er erfolgreich eine Brut großziehen kann.

Ekkehard Mantel

 

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