Die Ansicht, der Mensch sei die „Krone der Schöpfung“, ist immer noch weit verbreitet, dabei ist das in vielerlei Hinsicht völliger Nonsens.

Was soll die „Krone der Schöpfung“ denn genau sein? Ein von der Monarchie begeistertes Wesen, das von einem nicht existierenden selbst ausgedachten Gott aus dem Nichts erschaffen wurde, und das sich allen anderen überlegen fühlt? Zunächst einmal suggeriert der Begriff „Krone“ den Gipfel von etwas, aber warum dieser veraltete aristokratische Begriff? Zum Glück haben wir in den meisten Ländern die Herrschaft des Adels abgeschafft und durch Demokratien ersetzt.

Also könnten wir „Gipfel der Schöpfung“ formulieren? Nein, denn der Begriff „Schöpfung“ ist erst recht absurd. Bereits 1859 hat Charles Darwin sein bahnbrechendes Werk „On the Origin of Species“ veröffentlicht. Eigentlich sollte sich doch nach so langer Zeit überall herumgesprochen haben, dass es nie eine „Schöpfung“ gegeben hat und das nur christlicher Aberglaube ist, der wissenschaftlich längst widerlegt ist. Wir sind genau wie alle anderen Tiere durch Evolution entstanden.

Damit sind wir also bei „Gipfel der Evolution“? Nein, immer noch falsch. Einen Gipfel gibt es in der Evolution nicht. Es gibt nur ständige Entwicklung und ständigen Wandel. Evolution hat kein Ziel und keinen Endpunkt.

Die korrekte Formulierung ist also: Der Mensch ist eine „Laune der Evolution“. Und er ist auf dem besten Weg, zum Ende der Evolution zu werden, bzw. zum Beender der Evolution.

Entscheidender als die reine Begrifflichkeit ist aber die Weltanschauung, die sich hinter „Krone der Schöpfung“ verbirgt. Wer unironisch diese anthropozentrische Formulierung benützt oder auch nur denkt, hält sich und die Menschheit für überlegen, außerhalb stehend und von der Umwelt1 getrennt.

Es ist genau diese Einstellung, mit der wir unseren rücksichtslosen Umgang mit der Natur und den Tieren legitimieren. Mit dieser Geisteshaltung rechtfertigen wir Gifteinsatz in der Nahrungsmittelproduktion, Massentierhaltung, Tierversuche, usw. und reden uns ein, Jagen und Angeln, also das Töten von fühlenden Wesen zur persönlichen Befriedigung, seien Sportarten.

Uns bleibt nur noch sehr wenig Zeit, das Ruder herumzureißen, um wenigstens die schlimmsten Folgen des Artensterbens und der Klimakatastrophe – bis hin zur völligen Zerstörung des Lebensraums Erde – zu verhindern. Wir stehen nicht außerhalb und schon gar nicht losgelöst über den Tieren. Es ist höchste Zeit, uns als Teil der Evolution zu begreifen und unsere Verbundenheit und gegenseitige Abhängigkeit wieder verstehen und spüren zu lernen. Nur so können wir unser (selbst-)zerstörerisches Handeln beenden. Nur so können wir „Das Ende der Evolution“ abwenden.

Ekkehard Mantel

1 Auch ein entlarvender Begriff: „Umwelt“, also wir sind im Mittelpunkt, wir sind die Welt, und um uns herum ist Umwelt, außerhalb und getrennt von uns.

 

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