Die größten Baustellen des Klimaschutzes, in denen das meiste CO2 erzeugt wird, lassen sich grob in 5 Sektoren einteilen.
Allseits bekannt sind davon folgende 4 Bereiche:
- Energieerzeugung und -verbrauch
- Mobilität und Verkehr
- Ernährung und Landwirtschaft
- Wohnen, graue Energie, Bausektor
Doch selbst das Öko-Institut vergisst leider den 5. Bereich, die Reichen und Superreichen.
Im Magazin Panorama vom 12.1.2023 wurde dieses Problem endlich einmal thematisiert.
Nach den Daten des WIL, des World Inequality Lab in Paris, beträgt der deutsche Durchschnittsausstoß von CO2 pro Kopf und Jahr 11 t. Er ist in den letzten 30 Jahren ungefähr konstant geblieben. Doch die reichsten 0,01 % der Weltbevölkerung haben ihren Ausstoß im gleichen Zeitraum sogar verdoppelt. Diese 800.000 Menschen verursachen inzwischen einen CO2-Aussoß von 2300 t pro Kopf und Jahr, also mehr als das 200-fache des deutschen Durchschnitts. Und dieser liegt natürlich immer noch weit über dem Weltdurchschnitt.
Prof. Hans Joachim Schellnhuber, der Gründer und ehemalige Direktor des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung, der auch am IPCC mitgearbeitet hat, fordert daher ein Jahres-Kontingent von 3 t CO2 pro Kopf. Wer sein Kontingent aufgebraucht hat, muss ab dann teuer für jede weitere Tonne ausgestoßenen CO2 zahlen.
Dieser Vorschlag eines CO2-Kontingent geht meiner Meinung nach noch nicht weit genug.
Da selbst diese Zusatzkosten die Superreichen wohl kaum dazu bringen würden, ihren Lebensstil zu ändern, sehe ich keinen anderen Weg, als dieses Kontingent für alle bindend einzuführen, und Ausnahmen, also den Zukauf von CO2-Rechten, zu verbieten.
Für jedes Produkt und jede Tätigkeit muss der CO2-Fußabdruck berechnet und auf das persönliche Kontingent angerechnet werden:
- Waren aus China würden teurer werden wegen des CO2-intensiven Transports,
- wer einen SUV hat, dürfte damit nur halb so viel fahren wie mit einem Kleinwagen,
- wer weiter die für Deutschland übliche Durchschnittsmenge an Fleisch aus Massentierhaltung essen will, würde damit über 300 kg seines Kontingents verbrauchen,
- die durchschnittliche Nutzung digitaler Medien schlüge mit 850 kg zu Buche,
- die Haltung eines Hundes oder einer Katze würde bereits ein Drittel des Kontingents aufbrauchen,
- wer einmal zum Urlaub nach Malle fliegt oder eine Kreuzfahrt unternimmt, hätte nur noch 1 t übrig,
- und wer am 1.1. mit dem Privatjet einmal quer durch Deutschland fliegt, müsste zurücklaufen und den Rest des Jahres in seiner unbeheizten Wohnung verbringen,
Es ist höchste Zeit, dass diese Debatte Fahrt aufnimmt und zeitnah zu Ergebnissen führt.
Wir können uns das parasitäre Verhalten, mit dem ein Großteil der Reichen zu seinem persönlichen Wohlergehen und Amüsement die Lebensgrundlagen auf unserem Planeten für alle zerstört, nicht mehr länger leisten.
Wenn wir die Erwärmung der Erde bis 2100 auf 3 bis 5 Grad begrenzen wollen, führt an einer Kontingentlösung kein Weg vorbei.
Ekkehard Mantel
Links:
https://kontrast.at/co2-ausstoss-reiche/
CO2-Fußabdruck unseres digitalen Lebens